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Tulpen







Wir fahren auf der langen Geraden

vorbei an diesem Hofladen.

Da dreht sie den Kopf, denn da steht ’Blumen schneiden’;

ich drehe den Wagen und wir beiden

drehen mit - auf geht’s zum Blumenschnitt.

Wir sind wohl zu früh oder vielleicht zu spät,

verlassen da liegt ihr Arbeitsgerät;

sie ist wohl verlaufen,

wir stehen vor einem Haufen

Tulpen in Raccokisten (und der Bauer, ist er am Misten?)

Wir schauen uns ein bisschen um:

Die Tulpen im Gewächshaus wachsen krumm,

die im Kühlhaus frieren stumm.

Doch nirgends steht der Preis!

Wie sollte ich da bloss bezahlen, wenn ich den nicht weiss?

Ob’s uns die Tulpen wohl verraten,

hier im freundlichen Hofesgarten?

Doch die Tulpen wollen nicht,

dass man sie schneidet oder bricht,

in diesem hellen Frühlingslicht.

Dort aus der Werkstatt, tönt matt, das Radio:

Ein fröhliches Holderolido.

Ich klopf, streck meinen Schopf,

in den Raum voller Blechstaub;

seiner steckt noch in der Kühlerhaub.

Er kommt raus, will helfen, bloss findet er’s auch nicht heraus

und rennt dann eilends zum Bauernhaus.

Die Mutter ist auf dem Hof nicht zu finden.

Gottlob gibt’s das Telefon, er lässt sich verbinden:

„Zwei Franken das Stück“, und zu unserem Glück,

lässt er das Mechen

und beginnt für uns, sorgfältig Tulpen auszustechen.

Tulpen mit Zwiebeln daran, wünschen wir nun

damit sie bei uns ein bisschen länger in guter Aussicht ruhn.

Wir schauen ihn an, noch ist er daran,

da entschliess ich spontan,

ihr die doppelte Zahl zu schenken,

an diesen Karfreitag zum Andenken.

Er liegt bereits wieder unter dem Auto,

denn das ist sein Hobby,

sie erzählt indessen lieber, ihren Enkeln den ‚Globi’:

Einstmals nur Freude, ist nun Arbeit daraus geworden

und die Leidenschaft ist dabei ein wenig erstorben.

Und die Tulpe, wenn auch noch grün,

wird mir zum Gleichnis für unser Mühn:

denn wenn wir den Tulpen täglich nur wenig Wasser geben,

werden sie bedeutend länger blühen und leben.

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